Montag, 8. Mai 2017

km 307 - steiniger als gedacht

Freitag - 5.5.

Eigentlich hatte ich ja beschlossen noch eine Nacht in der Biker Pension zu bleiben um mir mehr von Guben anzuschauen. Leider hat mir da das jährliche Treffen der Gubener Heimatfreunde nen Strich
durch die Rechnung gemacht. Die hatten nämlich schon alle Betten reserviert... in ganz Guben. Doch aus irgendeinem Grund verschmähten sie die polnische Seite der Stadt. Hier gab es noch das Hotel Club Onyx...

Ok, das "Club" in dem Namen ist dichterische Freiheit, angesichts der Architektur und des Namens fand ich es aber ganz passend.
Mit dem guten Gewissen einen Schlafplatz in der Nähe gefunden zu haben, konnte ich also Guben noch ein wenig erkunden.

Viel morbider Charme

Ach gibt es die noch?!
Man sieht, dass die Stadt schon mal deutlich bessere Zeiten erlebt hat.
Bouns Fakten: Guben hatte schon zwei Jahre vor Berlin das Stadtrecht und war mal Deutschlands größter Hut Produzent (als jeder noch einen Hut getragen hat).

Und dann ist Guben auch noch bekannt dafür:
Gunther von Hagen hat hier sein Hauptquartier...

und stellt unter besonderer Beachtung der Menschenwürde seine Plastinate und sein Merchandis aus (ja, das Skelett ist echt)
Streckenweise ist das auch schon sehr beeindruckend







es wurden aber auch eindeutig Grenzen überschritten!


hier hat jemand was beim Chinesen bestellt

man beachte die Lunch Box der Mitarbeiterin vorne rechts


Am Nachmittag bin ich dann für touristische zwecke in Polen eingefallen.

Und verbrachte eine wunderbare Nacht im ziemlich biederen Hotel Onyx.


Samstag 6.5.

Der Tag begann perfekt, Sonnenschein, der Wind aus der richtigen Richtung, ruhige Seitenstraßen die sich genüsslich durch eine wunderschöne Natur schlängelten.
und selbst wenn die Straßen schlechter wurden...

wusstest du, die EU kann mit ihren Fördergeldern nicht weit sein
Die zweite Hälfte verlief dann leider nicht mehr so gut. Das Navi führte mich auf eine viel befahrene Bundesstraße und dann kam auf einmal das dazu...



Obwohl die Gegend selbst relativ spärlich besiedelt ist, kam ich zufällig genau an dem einen Fahrradladen vorbei den es in der Region gibt. Der Besitzer der eigentlich grade dabei war seinen Laden abzuschließen (der Laden hatte eigentlich schon seit zwei Stunden geschlossen), holte sein ganzes Werkzeugarsenal auf den Bürgersteig und begann ohne viel Worte den Fehler zu suchen. Trotz diverser Versuche, aber leider ergebnislos.


Es zeigte sich wieder einmal, dass dieses unkaputtbare Luxus Spezial Rad nicht von einer normalen Werkstatt repariert werden kann (ich kann hören was ihr denkt, und ihr habt immer noch recht).
Ich versuchte den Mann noch großzügig zu entlohnen, dass blieb aber ebenso ergebnislos...
Respekt Polen... Respekt!

Von da aus war es Gottseidank nicht mehr weit zum Hotel, doch dann...
leider alles ausgebucht
Ich hatte morgens nicht reserviert, da es bis dahin 90 km waren und ich mir nicht sicher war, ob ich das überhaut schaffen würde. Also radelte ich weiter, auf der Suche nach einem hübschen Plätzchen um mein Zelt aufzuschlagen... und wurde dann nach 101 km am Rande eines Naturschutzreservates fündig...







Sonntag - 7.5.

Eine wunderbare Nacht im Zelt! Es waren zwar nur 7°c aber der Schlafsack hat gehalten und ich fand auch ein probates Mittel gegen vermeintliche Wolfsrudel und eingebildete Dorfnazis:

Danke Inken

Leider begann es morgens, pünktlich zum Zelt abbau wieder zu regen, so dass der Start in den Tag nicht ganz so leicht viel. Weiter ging es mitten durch das erwähnte Naturschutzreservat zum nächsten Tagesziel.

Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt... Ich schiebe trotzdem

Kilometerweit nur nasser Sand und ich. Dank des lautstarken Defekts am Fahrrad wissen auch schon sämtliche Wildtiere aus 10 km Entfernung, dass ich komme.

Zivilisation!... oder so

Was dem Alpinisten die Berghütte, ist dem Radfahrer die Bushaltestelle

Selbst bei Nieselregen noch wunderschön

Das Riesen Gebirge beginnt sich langsam bemerkbar zu machen. Quälende Aufstiege werden mit herrlichen Abfahrten belohnt die leider viel zu schnell wieder vorbei sind. Der Rekord für das eine liegt bei 6 km/h, der Andere bei 45 km/h.
Nach ziemlich zähen 56 km dann endlich das ersehnte Shangrila mit dem unaussprechlichem Namen Palac Krotoszyce:




Leider so sagte man mir, habe das Restaurant wegen einer Hochzeit geschlossen, ich könne also nur den Zimmerservice in Anspruch nehmen. "Was für eine geile Idee" dachte ich mir...

Überbacken Schweinemedaillons - 34zt (8€) & Tempura Chicken Salat 26zt (6,15€)

Der Zimmerservice schaute nur etwas komisch, da ich meine Unterkunft zeitweise erst mal als Trockenraum benötigte
Nach dem Abendbrot, nutze ich die Zeit um der VSF Fahrradmanufaktur einen Brief zu schreiben, in dem ich auf meine missliche Situation aufmerksam machte...

Montag - 8.5.

Um 10:30 klingelte mein Telefon und ein sehr netter Herr von der Fahrradmanufaktur fragte mich, wo er das neue Fahrrad hinschicken solle.
Respekt VSF... Respekt!
Da ich hier vor Ort nicht die Möglichkeiten habe, ein neues Rad ordentlich einzurichten, verblieben wir so, dass ich es auf meinem Weg in Wien bei einem Fachhändler abholen würde, der dann auch gleich noch die Umrüstung durchführt.
Da es eh noch anderthalb Wochen dauern wird, bis das neue Rad dort eintrift, passt mir das auch ganz gut in den Kram. Ich hoffe nur, dass das alte Rad so lange noch durchhält.

Der Rest meines Tages sah dann ungefähr so aus:


Da mir das so gut gefallen hat und ich bis Wien noch nen bisschen Zeit hab, bleib ich hier gleich mal drei Nächte. Ich schätze mal von hier aus gehts wieder Bergauf... in vielerlei Hinsicht.

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